Chemnitzer Schachgeschichte

Meilensteine der Entwicklung des königlichen Spiels in unserer Stadt

Die Geschichte des Schachs in Chemnitz begann vor 150 Jahren. Am 9. Juni 1858 gründeten 18 Herren in der Restauration Barthel, Angergasse 20, den „Schachclub Chemnitz” als ersten Verein der Stadt zur Pflege und Verbreitung des Schachspiels. In dessen Statuten wurde u. a. folgende interessante Festlegungen getroffen:

„Die Zahl der Mitglieder ist vorerst unbeschränkt, jedoch ist die Aufnahme neuer Mitglieder nach der ersten Generalversammlung nicht mehr unbedingt, sondern von einer sogenannten Schachprobe und von der Abstimmung der Mitglieder abhängig. Dieser Schachprobe hat sich Jeder zu unterwerfen, indem er mit dem Schachmeister oder dessen Stellvertreter 3 Partien spielt. Findet derselbe, daß das neue Mitglied fähig ist, aufgenommen zu werden, so ist er der Gesellschaft zur Abstimmung vorzuschlagen …”

1859 fand ein erster Vergleichskampf zwischen Chemnitzer und Leipziger Schachfreunden auf Briefbasis statt, den letztere gewannen. In den 70er Jahren traten die Chemnitzer dem Erzgebirgisch-Vogtländischen Schachbund bei und organisierten den X. (1891) und den XXV. Kongreß (1906) dieses Untervereins des Sächsischen Schachbundes im Spiellokal des Schachklubs „Anderssen”, dem Restaurant „Deutscher Kaiser” in der Theaterstraße.

Stärkster Spieler der Stadt war um die Jahrhundertwende unbestritten Emil Hartewig, der mehrfach die Kongreßturniere des Erzgeb.-Vogtl. Schachbundes gewann und auch bei Turnieren des Thüringischen und des Saale-Schachbundes erfolgreich war. Er war ständiger Mitarbeiter von „Deutsches Wochenschach” und der „Berliner Schachzeitung”. Auch förderte er das Damespiel und komponierte Dame-Aufgaben.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden weitere bürgerliche Vereine wie „Schach dem König” und „Schachklub von Bardeleben”. Größere Bedeutung erlangte in der sich industriell rasant entwickelnden Stadt jedoch das Arbeiterschach. Der erste dieser Clubs wurde 1906 gegründet, ab 1919 war Chemnitz Sitz des deutschen Arbeiterschachbundes und stellte mit Alfred Gläser bis zur Auflösung durch die Nazis 1933 auch dessen Vorsitzenden. In den dreißiger Jahren hatte Chemnitz mit 103 Mitgliedern die sechstgrößte von 130 Ortsgruppen der kommunistischen Arbeiterschachbewegung in Deutschland.

Der Wiederbeginn des Schachlebens nach dem zweiten Weltkrieg war geprägt von der Entstehung zahlreicher Betriebssportgemeinschaften (BSG) mit Schachsektionen, wie z. B. Konsum, Fewa, Diamant, Wanderer, Astra, … Die bis in die 60er Jahre erfolgreichste Chemnitzer Schachabteilung der BSG Motor IFA entstand unter Trägerschaft des VEB Barkas-Werke im Jahr 1949 aus der SG Chemnitz-Ost. Ihre 1. Mannschaft spielte von 1965 bis 1985 in der DDR-Liga und in vier Jahren sogar in der DDR-Oberliga. Volker Knepel wurde 1961 DDR-Jugendmeister.

Mitte der 60er Jahre übernahm die BSG Lok Karl-Marx-Stadt die schachliche Vorherrschaft mit der ersten Mannschaft in der DDR-Sonderliga und von 1974 bis Anfang der 80er Jahre in der Frauen-Oberliga. Zwischen 1974 und 1987 kamen mit zwei Ausnahmen alle Einzel-Bezirksmeister von der „Lok”. Ihre erfolgreiche Nachwuchsarbeit trug besonders in den Erfolgen von Arnd Rösch und Mathias Womacka Früchte, indem diese Spieler seit Jahren zu den Leistungsträgern der 1. Mannschaft gehören. Nach der gesellschaftlichen Wende konnte die Schachabteilung der ESV Lok Chemnitz ihren Erfolgsweg gesamtdeutsch in der 2. Bundesliga fortsetzen und 1997 (als USG Chemnitz) mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga die bisherige Krone aufsetzen.


1858 - 2008: 150 Jahre Schach in Chemnitz

Festschrift: 150 Jahre Vereins-Schach in Chemnitz.

Programm am Festwochende 31.5./1.6. im Kulturkaufhaus DAStiez:

31.5.2008:

Veranstaltungssaal
10:00 Uhr Empfang und Festrede auf Einladung
11:00 Uhr Vortrag: Streiflichter der Chemnitzer Schachgeschichte
Uwe Müller (Stadtarchiv), Steffen Dietz (Chemnitzer Schulmodell)
Präsentation (9,5 MB)
11:15 Uhr Vortrag: Fernschach
Fernschachgroßmeister Dr. Fred Kunzelmann
Präsentation (0,6 MB)
11:30 Uhr Vortrag: 90 Jahre Schachkomposition in Chemnitz
Prof. Michael Schlosser, Dr. Rainer Staudte, Manfred Zucker
Präsentation (2 MB), Lösungsturnier mit Auswertung

Vorplatz Reitbahnstraße
12:00 Uhr Lebendschach
(Dr.-Emanuel-Lasker-Schule Schachdorf Ströbeck und Chemnitzer Schulmodell)

Erdgeschoss
Ausstellung (Gründungsurkunde, erzgebirgische und exotische Schachfiguren/-bretter)
13:00 Uhr  Simultan mit Großmeister Jan Gustafsson (Deutsche Olympiamannschaft) und Judith Fuchs (Jugend-Olympiaauswahl)
18:00 Uhr Preisverleihung Lösewettbewerb und Beginn des Blitzschach-Einzelturniers (Vorrunde/n; Open)
20:00 Uhr Blitzschach-Einzelturnier, Grand-Prix-Finale des Chemnitzer Schachverbandes

01.06.2008:

Erdgeschoss
10:00 - 17:00 Uhr 28. Mannschaftsblitzschach-Turnier Chemnitzer SC Aufbau '95 e.V.

Weitere Informationen: